Zeichnung Sommerjohanni 2022 Aurum Nostrum – von Br .: C.L.
Wir feiern heute unser Sommerjohanni. Seit alters her kommt der Sommersonnenwende im Leben der Natur und der Menschen eine große Bedeutung zu. Die Kirche hat die beiden Wendepunkte im Jahr durch Johannes den Täufer im Sommer am 24.Juni und durch Johannes den Evangelisten im Winter am 27. Dezember markiert. Johannes der Täufer ist der letzte Prophet des Alten Testamentes. Er kündigt das Kommen Jesu an. Wir wissen nicht viel über sein Leben. Neben den biblischen Quellen hat auch Flavius Josephus Johannes erwähnt. Sein Vater Zacharias zweifelte an der Ankündigung des Erzengels Gabriel, dass ihm und seiner Frau Elisabeth ein Sohn geboren werde. Er wurde mit Stummheit geschlagen und erst als er den Namen des Sohnes nach der Geburt auf eine Wachstafel schrieb, konnte er wieder sprechen. Johannes wurde 6 Monate vor Jesus geboren. Seine zentralen Aussagen“ Ich taufe mit Wasser, ein anderer wird mit Geist taufen, ich muss abnehmen, damit eine anderer zunehmen kann“ zeigt uns den Übergang von der Materie zum Geist, symbolisch dann Johannes der Evangelist mit dem Adler als Sinnbild, der sich über die Erde erheben kann.
Die beiden Heiligen sind eine in der Bibel immer wieder vorkommende Dualität. Sie erinnern an Kain und Abel, an Esau und Jacob. Esau war auch der Erde verbunden, wird als behaart und als Jäger beschrieben. Joannes der Täufer trug ein Kleid aus Kamelhaar, aß Heuschrecken und Honig, er war ein erdverbundener Asket. Er scheute sich nicht Herodes für seine Verbindung zu seiner Schwägerin und deren Tochter Salome zu kritisieren. Der Kopf des Johannes wird von Salome als Geschenk gefordert, Herodes verliert im Anblick der erotischen Salome seinen Kopf, geköpft wird aber Johannes der Täufer. Wir alle kennen die Szene mit dem Kopf auf dem Tablett, ein bekanntes Motiv in der Kunst. Jesus ließ sich von Johannes taufen, wie auch viele andere Menschen, die Johannes zur Busse und Umkehr aufrief. Johannes scheint eine Sekte um sich geschart zu haben, wir wissen jedoch nur wenig über seinen geschichtlichen Einfluss. Er bleibt eine schwer einzuordnende Persönlichkeit. Seine Verehrung durch die alten operativen Maurer und später die spekulativen Maurer rührt vielleicht von dem Umstand her, dass er aus dem Weltlichen zum Geistigen führte. Ein sympathisch bescheidener Wegbereiter, Vorläufer, gesellschaftlich engagiert, geradlinig. Vielleicht haben die alten operativen Maurer sich auch so verstanden, als materielle Vorläufer, die in den Kathedralen die Basis für eine geistige Entwicklung schufen.
Die Natur macht am 21.Juni eine wahre Kehrtwendung. Nach Johanni schwärmen die Bienen nicht mehr, das eigentliche Wachstum in der Natur ist vorbei. Was danach folgt ist nur noch Reife und Vorbereitung der kalten Jahreszeit. Paradoxerweise steigen aber die Temperaturen nach der Sonnenwende noch einmal kräftig an und täuschen uns über da was kommen wird. Um die Sonnenwende herum bleibt die Taglänge für mehrere Tage gleich, die Erde dümpelt vor sich hin und kann sich nicht richtig entscheiden, es ist als ob die Zeit für einige Tage stillsteht, das gleiche Phänomen gibt es auch im Winter.
Der Alte und Angenommene Schottische Ritus sieht in seinem Johannifest vor, das alle Namen der Br. Auf einer Rolle verzeichnet werden und dann zusammen mit Wein und Weizen verbrannt werden. Ich sehe darin eine schöne Symbolik. Wir verbrennen allen Zwist und Ärger und schaffen einen Neuanfang. Weizen als Symbol der geistigen Klarheit, des apollinischen Prinzips und der Wein als Bild der dionysischen Seite des Menschen werden verbrannt, die Dualität des Menschen wird für einen Augenblick aufgehoben, damit ein neuer Mensch entstehen kann. Ein Neuanfang für uns alle, freuen wir uns auf die kommenden Monate des Reifens und der Verwandlung der Materie zu Geist.